Formel 1: Verbaler Schlagabtausch zwischen Red Bull und Mercedes​

Red Bull ist schwer genervt davon, dass Mercedes offen um Weltmeister Max Verstappen wirbt. Die Debatte zeigt, wie blank die Nerven liegen.​

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Max Verstappen

(Bild: Honda)

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Sportlich könnte es vor dem ersten Stopp der Formel 1 in diesem Jahr in Europa für Red Bull kaum besser laufen. Max Verstappen führt die Weltmeisterschaft mit 136 Punkten souverän an, und kaum einer zweifelt daran, dass der Niederländer in diesem Jahr seinen dritten Titel einfahren wird. Auch bei der für die Teams finanziell wichtigen Konstrukteurs-WM ist kein Konkurrent in Sicht, der Red Bull gefährlich werden könnte. Dennoch liegen die Nerven im Team von Christian Horner blank. Denn eine Fortsetzung der Siegesserie ist aus verschiedenen Gründen zumindest in Gefahr. Dementsprechend empfindlich reagiert Red Bull darauf, dass Mercedes offen um Weltmeister Verstappen wirbt.

Der Tonfall, den Red Bull anschlägt, ist inzwischen rau geworden. Das Werben um Mitglieder seines Teams sei respektlos, befand Red-Bull-Konzerngeschäftsführer Oliver Mintzlaff am Rand des Grand Prix in Miami am vergangenen Wochenende. "Ich verstehe den Druck, den Toto Wolff und vielleicht auch andere Teams nach Jahren des Hinterherfahrens haben. Aber ich finde, dass sich Toto Wolff auf seine Herausforderungen konzentrieren sollte. Davon hat er genug. Und es hat auch was mit Respekt zu tun, wenn ich immer wieder über das Personal anderer Teams spreche. Das gehört sich nicht", sagte Mintzlaff. Diesen Vorwurf konterte Wolff umgehend: "Ich weiß überhaupt nicht, was der Typ mit diesen Aussagen meint. Deswegen ist es auch überflüssig zu kommentieren."

Max Verstappen hat bis 2028 einen Vertrag bei Red Bull. "Max hat mit keinem Wort gesagt, dass er den nicht erfüllen möchte. Ich habe nicht ansatzweise Sorge, dass er mit einem Wechsel liebäugelt", erklärte Mintzlaff. "Es muss jetzt einfach wieder Ruhe einkehren. Das will Max und das wollen auch wir. Die braucht es auch, wenn man im Sport, egal, ob im Fußball oder der Formel 1, auf Dauer erfolgreich sein möchte." Ab der kommenden Saison muss sich Red Bull intern neu aufstellen. Stardesigner Adrian Newey verlässt das Team, nachdem es eine heftige Auseinandersetzung mit Teamchef Horner gegeben hat. Der hatte hatte in einem Interview Neweys Anteil am Erfolg von Red Bull relativiert. Was Newey ab dem kommenden Jahr macht, ist derzeit offen. Ziemlich sicher aber werden andere Teams nichts unversucht lassen, Newey zu verpflichten.

Mercedes muss im kommenden Jahr Lewis Hamilton ersetzen, der zu Ferrari wechselt. Max Verstappen, daraus macht Mercedes-Teamchef Toto Wolff kein Geheimnis, wäre sein Wunschkandidat. Der Weltmeister selbst schweigt derzeit zum öffentlichen Werben um seine Dienste. Wenn wir konkret über Max Verstappen sprechen, er hat einen Vertrag bis 2028, wir haben das schnellste Auto, er ist bei der geilsten Marke, er fühlt sich hier sehr wohl, er ist hier Weltmeister geworden und hat ein Umfeld, dass er sehr schätzt", meint Mintzlaff. Er sei sich sicher, dass Verstappen werde "zu 1000 Prozent" auch im nächsten Jahr für Red Bull fahren. Dies wiederum konterte Wolff bei Sky: "1000 Prozent, so eine Aussage würde ich nicht machen, denn im Leben gibt es nur hundert Prozent. Mehr als hundert Prozent gibt es nicht."

Für Red Bull steht viel auf dem Spiel, zumal eine Affäre rund um Christian Horner, der sich einer Angestellten gegenüber nicht korrekt verhalten haben soll, reichlich Unruhe ins Team gebracht hat. Sollte nach Newey auch Max Verstappen Red Bull verlassen, wäre eine Fortsetzung der Erfolgsserie der vergangenen Jahre wohl in Gefahr.

(mfz)