BMW R 1300 GS: Machtwechsel

Seite 2: Vorstellung BMW R 1300 GS

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Standard ist das Dynamic ESA Next Generation, doch das neue elektronische Dynamic Suspension Adjustment (DSA) gibt es für 1610 Euro Aufpreis als Teil des Dynamic-Pakets und erhöht den Komfort, indem es die Federrate und Dämpfung entsprechend des vorgewählten Fahrmodus und der Beladung automatisch an die Fahrsituation anpasst. In den Ausgleichbehältern sitzen dafür zusätzliche Federn, mit denen die Federrate und effektive Federhärte variiert werden können. Die optionale "Adaptive Vehicle Height Control" reduziert rasch die Sitzhöhe von 850 Millimeter auf 820 Millimeter bei langsamer Fahrt und im Stillstand. Es stand außer Frage, dass BMW alles, was es an elektronischen Assistenzsystemen gibt, in die neue R 1300 GS packen würde. Sie verfügt über Tempomat und dank des Radars über Front Collision Warning, bei dem das Motorrad selbstständig abbremst, um den vorgegebenen Abstand zu halten. Lane Changing Warning warnt mit einem roten Dreieck im Rückspiegel vor Fahrzeugen im toten Winkel.

Im Cockpit erfreut ein 6,5 Zoll großes TFT-Display, das selbstverständlich per Bluetooth kompatibel mit dem Smartphone ist. Das Display ermöglicht verschiedene Darstellungsoptionen. Serienmäßig kommt die R 1300 GS mit den Fahrmodi "Eco", "Rain", "Road" und "Enduro". Nur in Verbindung mit dem 1610 Euro teuren Dynamik-Paket gibt es zusätzlich die Modi "Dynamic", "Dynamic Pro" und "Enduro Pro". Kurven-ABS, mehrstufige Schlupfregelung und Motorschleppmomentregelung sind bei der R 1300 GS genauso inbegriffen wie Berganfahrhilfe, ein 12-Volt-Anschluss und USB-A-Stecker mit 5-Volt-Stromversorgung in einem Smartphone-Ablagefach.

Wie bei BMW typisch, gibt es mehrere aufpreispflichtige Pakete: "Innovation-Package", "Dynamic-Package" und "Touring-Package" für alle Varianten und für die Basic- und Trophy-Variante noch das "Comfort-Package". Ein umfassendes Zubehörangebot ist bei BMW Pflicht, erst Recht gilt das beim Bestseller GS. Wichtig für die Tourenfahrer – und die dürften die Mehrheit unter den GS-Besitzer stellen – ist die erlaubte Zuladung. Ausgerechnet hier patzt die R 1300 GS ein wenig: Es sind 228 kg Zuladung gestattet.

BMW R 1300 GS (9 Bilder)

Die Version "Style GS Trophy" bekommt Drahtspeichenfelgen. In den weniger teuren Versionen sind Gussfelgen Serie.
(Bild: BMW)

Da alle GS-Käufer grundsätzlich reichlich Zubehör ordern, was das Leergewicht in die Höhe treibt, muss im Zwei-Personen-Betrieb je nach Fahrer- und Sozius-Gewicht schon darauf geachtet werden, dass nicht zuviel Gepäck mitgenommen wird. Wo wir gerade bei Kritikpunkten sind: Die vorderen Blinker hat BMW in die Handprotektoren integriert. Das mag schick aussehen, aber schon ein harmloser Umfaller im Stand kann schnell teuer werden. Eigentlich sollten Handprotektoren auch dazu dienen, Kosten beim Sturz zu sparen.

Dass die R 1300 GS teurer werden würde als die Vorgängerin, war zu erwarten. BMW setzt den Listenpreis der ab 4. November erhältlichen neuen GS mit 19.100 Euro an, 800 Euro mehr als bei der letzten GS. Dafür bietet die neue Boxer-GS-Generation serienmäßig mehr Ausstattung wie Abstandsradar, Totwinkelwarner, Heizgriffe, Keyless Ride, Reifendruckkontrolle, Tempomat und Integral-ABS. Andererseits entfielen Ausstattungen wie etwa der Hauptständer, was altgedienten GS-Fahrer nicht gefallen wird. Auch dass Features wie z. B. ein Quickshifter (heißt bei BMW "Schaltassistent Pro") Aufpreis kosten, ist in Anbetracht des hohen Basispreises unverständlich. Wer eine andere Lackierung als "Lightwhite uni" möchte, muss tief in die Tasche greifen: "Style Triple Black" (inklusive Komfortfahrersitz, elektrisch verstellbarem Windschild, Sozius-Paket und Hauptständer) kostet 805 Euro extra, "Style GS Trophy" (kommt mit Drahtspeichenrädern und höherer Sitzbank) 830 Euro und "Aurelius Green Metallic" gibt es nur in Verbindung mit "Option 719" (enthält golden eloxierten Drahtspeichenfelgen, Komfortfahrersitz, elektrische verstellbarem Windschild, Sozius-Paket, Hauptständer und Frästeile-Paket) für satte 2740 Euro.

Wer bei der R 1300 GS fleißig Kreuzchen in der Zubehörliste setzt, kann locker die 25.000-Euro-Marke überspringen. So kostet allein das Kunststoffkoffer-Set mit insgesamt 62[  Liter Volumen 990 Euro, zwingend muss dazu das Tourenpaket für 710 Euro gebucht werden. Viele GS-Käufer nehmen beim Kauf gleich alle verfügbaren Pakete (Dynamik, Innovation, Komfort und Touring) und sind dann zusätzlich 3915 Euro los. Im Falle der Variante "Option 719" kann der Preis unter voller Ausnutzung der Zubehörliste auf fast 33.000 Euro klettern.

Doch für die Boxer-GS galten bislang anscheinend die Marktgesetze nicht und BMW konnte von der R 1250 GS weit mehr Exemplare absetzen, als von seinen deutlich günstigeren kleineren Modellen. Allein letztes Jahr machte die R 1250 GS mehr als ein Drittel aller verkauften BMWs in Deutschland aus. Die Erfolgsstory dürfte sich bei der R 1300 GS fortsetzen.

Noch nicht vorgestellt hat BMW die Nachfolgerin der R 1250 GS Adventure (sie bleibt vorerst im Programm), die auf den Namen R 1400 GS hören soll, was jedoch Hochstapelei ist, denn sie wird denselben 1300er-Boxer-Motor tragen. Dafür wird sie aber einen größeren Tank und eine tourenspezifische Grundausstattung haben wie vermutlich auch einen höheren, elektrisch verstellbaren Windschild, Komfortsitzbank und Kofferhalter. Mit großer Neugier harrt die GS-Fangemeinde auf die M 1300 GS. Sie wird von der M GmbH aufgebaut und dürfte auf mehr Geländetauglichkeit getrimmt sein. Das bedeutet im allgemeinen längere Federwege, etwas weniger Gewicht und grobstollige Enduroreifen. Vielleicht auch eine kurze Rallye-Sitzbank und Sturzbügel serienmäßig. Lassen wir uns überraschen.

(fpi)